Will man die Geschichte und den Fortgang von Parfum rekonstruieren, begibt man sich unweigerlich auf eine Reise der Menschheit selbst, denn wohlriechende Düfte waren seit jeher ein prägnantes Zeichen für gute Körperpflege und auch für Wohlstand. Das beginnt im Prinzip mit der Entdeckung des Feuers, da mit dem Verbrennen von Kräutern und Hölzern ein Duft entstand, der sich je nach Zugabe und Intensität der Dinge verstärkte und anders bemerkbar machte.
Glaubt man den Geschichtsgelehrten, so wurde bereits vor über 9.000 Jahren Parfum in seiner ureigensten Form hergestellt, nämlich von den alten Ägyptern. Dort wurden Pharaonen einbalsamiert, Götter geehrt und dem Parfum zugleich die ehrenvolle Aufgabe zuteil, bis zu den angebeteten Göttern hinaufzusteigen.
Die Antike
Betrachtet man die Zusammensetzung des Wortes Parfum, so kann man sich der lateinischen Sprache bedienen und erfährt, dass „Per Fumum“ in etwa mit „durch den Rauch“ gleichzusetzen ist, was den gesellschaftlichen sowie sozialen Bezug überaus stark verdeutlicht. Eine gut riechende Person war angesehen und von Außenstehenden zumeist bewundert, sodass man selbst auf die Idee kam, Naturhölzer und zur Verfügung stehende Kräuter zu verarbeiten. Diese „Neuheit“ wurde dann von den Phöniziern auf dem Seewege in die Welt getragen, was sogar dazu führte, dass im alten Rom nun Exzesse immer auch mit übermäßigem Parfumgebrauch gleichzusetzen waren.
Die Zeiten ändern sich
Die mittelalterliche Verbreitung ist eng mit dem Aufstieg des Frankenreiches verbunden, wo Parfum die heutige Form erhielt und umso deutlicher Einklang in den Alltag der Menschen erhielt, desto stärker die Kirche dies als „unkeusches“ Mittel verurteilte und den Gebrauch mit einer Sünde gleichsetzte. Mit Avicenna, einem Mediziner und Gelehrten der damaligen Zeit, gelang die erste Destillation und die Übertragbarkeit von Blütenduft auf die dadurch entstehende Flüssigkeit. Araber waren es letztlich, die derlei Verfahrensarten nach Spanien und Südfrankreich brachten – im Jahre 1190 entstand dann, auf Bestreben des Philipp August von Frankreich, ein erster berufsständischer Zweckverband des Parfumeurs.
Gute Gerüchte galten als Allheilmittel gegen Pest und Cholera, was natürlich ein Irrglaube war, da besonders die mit Parfum übersäten Badeanstalten ein hohes Risiko darstellten. Wasser zudem war geächtet, galt es doch als Überträger von Krankheiten und verursachte so, dass die Menschen sich nur selten wuschen und den Geruch mit Parfum überdeckten. Das führte letztlich dazu, dass die Hygiene mit der zunehmenden Aufklärung einen hohen Stellenwert erhielt, die man mit leichten Parfums zu kombinieren vermochte. Weltumsegler brachten neue Gewürze und Rezepturen in das alte Europa, der Hof von Versailles galt als Hort der Glückseligen, der kleine Ort Grasse avancierte zum Mekka der Duftherstellung, wo die heutigen Verfahrenstechniken der Enfleurage und Destillation verfeinert wurden.
Die Neuzeit
Die industrielle Revolution, die zu Ende des 19. Jahrhundert auch die Produktion beförderte, brachte den noch heute bestehenden Markt hervor. Diverse Anbieter kreieren immer neue Düfte, schaffen ein Alleinstellungsmerkmal in Form der Verpackung und schaffen einen Stil, der so mancher Marke noch heute nacheilt. Erstaunlicherweise schaffen es jedoch nur drei Prozent aller Neuerscheinungen, dauerhaft auf dem Markt zu bestehen. Die Ursache dafür liegt wohl darin, dass individuelle Anreize und Möglichkeiten so verschieden sind, dass eine Charakterbildung nur mit größtem Aufwand machbar erscheint.
Da nicht jede Duftnote zu jeder Zeit und in ausreichender Menge extrahiert werden kann, bedient man sich einer genetischer Veränderung, um ätherische Öle herzustellen und den Duft somit zu intensivieren. Mit einer Ozonisierung konnte man nun einen synthetischen Aromastoff herstellen, den wir als Vanille-Aroma kennen und lieben. Mittels eines biologischen Verfahrens entsteht ein natürlicher Aromastoff, sodass man durch dieses Verfahren viele andere Gerüche herstellen und verbinden kann.
Hiermit erklärt sich auch die Aufteilung unter den Parfums, da im Eau de Cologne nur drei bis fünf Prozent Duftstoff enthalten ist, wohingegen das Eau de Toilette über acht Prozent davon aufweist. Ein Eau de Parfum kann bis zu 30 Prozent dieser wertvollen natürlichen Stoffe aufweisen, womit man relativ leicht erkennt, wie intensiv und natürlich ein Parfum wirkt.
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